Das Komponieren umfasst die Formung der Zeit, während sie auf ästhetische Weise vergeht. Sind wir aber bereit dazu, die Zeit als etwas zu betrachten, das wir gestalten und modifizieren können, und kann die verstreichende Zeit zu einem einzigartigen ästhetischen Erlebnis werden, dann muss sie sich zuerst materialisieren, muss ihr ein Körper und Volumen gegeben werden. In der Musik von Nathaniel Haering and Cort Lippe erfolgt diese Manifestation mit technischer Innovation und struktureller Konsequenz. Gleichzeitig spielt das akustische Phänomen verschiedenartig auf die Affinität des Komponisten zur Live-Elektronik an: Cimmerian Isolation (2016) für Flöte und Live-Elektronik beginnt mit einem gewaltigen Sound, der in dem Musikstück heruntergebrochen und modifiziert wird. Er ist verwaschen in der Zusammenwirkung zwischen dem Flötenklang und der ursprünglichen Äußerung des Performers. Es wird durch eine Abfolge von rhythmisch und akustisch distanzierten Episoden ersetzt, die, förmlich additiv, die Extreme von instrumenteller Ausdruckskraft erkunden. Music for Flute and Computer (1994) von Cort Lippe, wurde an der IRCAM komponiert, mit Gebrauch von IRCAM Signal Processing Workstation (ISPW) (IRCAM Werkstatt für Signalbearbeitung), einem digitalen Signalprozessor in Echtzeit und der Max/MSP Software.